Langsam gibt es Licht am Ende des Tunnels und zumindest ein zarter Traum von einem Urlaub in Griechenland darf aufflammen. Egal ob man dieses Jahr noch verreisen möchte oder nicht, träumen und planen ist immer möglich. Träumen von griechischem Lebensgefühl, weiß-blau getünchten Häuschen, schmackhaftem Moussaka, cremigem Tsatsiki und griechischem Wein!
Ich möcht‘ euch entführen in ein kleines abgelegenes Dorf an der Südküste Kretas. Lentas im Süden von Kreta, ist mit ca. 200 Einwohnern klein und das Gegenteil vom Massentourismus. Ein verschlafenes Nest also, in dem die Uhren noch etwas langsamer ticken und das mit seinem idyllischen Charme verzaubert.
Schon die Anreise ist ein kleines Abenteuer
Man fliegt nach Heraklion, der Flughafen Kretas. Dort angekommen sind es nur ein paar Schritte zum Bus Nummer 10, der uns an den Busbahnhof gebracht hat. Vorher war überall zu lesen, dass es nach Lentas möglicherweise eine Busverbindung pro Tag gibt, vielleicht aber auch keine! Also lassen wir uns mal überraschen und ja, an unserem Ankunftstag gab es tatsächlich eine Verbindung. Als großer Fan vom einfachen Reisen nehmen wir die 3 Stunden Wartezeit bis 12:45 Uhr in Kauf und vertreiben uns die Zeit unter der griechischen Sonne mit Frappé und Mokka. Die erste Etappe klappt problemlos und in Agia Decka, wo wir umsteigen mussten, wurden wir von einem etwas klapprigen Bus, vollbesetzt mit Schulkindern und zwei etwas gealterten Hippies aufgelesen. Von hier führt eine steile Serpentinenstraße erst 20 Minuten bergauf, nur um dann das Gleiche nochmals bergab zu fahren. Das ist nichts für schwache Nerven und ungeübte Autofahrer. Ich jedenfalls war heilfroh, dass ich nicht selbst fahren musste und Gelegenheit hatte auch mal meine Augen zu schließen, zumindest so lange, bis ich genug Vertrauen in den Busfahrer gesammelt hatte. Beim Öffnen der Augen wurde ich mit einem fantastischen Ausblick über Buchten, Berge und Meer belohnt. Nach ca. 2 Stunden Busfahrt sind wir wohlbehalten in dem zauberhaften Örtchen angekommen.
Strände und Natur
Der Dorfstrand ist mitten im Ort und liegt in einer natürlich erhaltenen Bucht. Das Schöne ist, Liegen und Sonnenschirme darf man kostenlos benutzen. Die umliegenden Cafés und Restaurants freuen sich allerdings, wenn man den Frappé oder den Mittagssnack dann eben dort bestellt – ein herzliches und menschliches Geben und Nehmen, jeder macht was er kann, hach ich liebe diese griechische Lebensart!
Nach einem ca. 10- minütigen Spaziergang über den sogenannte Löwen, wie der Berg, der das Örtchen Lentas von Dytikos trennt, liebevoll genannt wird, kommt man an den berühmt berüchtigten Hippie Strand von Dytikos. Es ist ein schöner, langer Sandstrand, an dem heute noch wildes Campen erlaubt ist.
Bei einem Spaziergang gen Osten an der Küste entlang erreicht man nach etwa 2 km den Strand Ostria. Hier ist die Kulisse rauer und wilder, man fühlt und sieht nichts als Natur pur. Auch in Ostria kann man am Strand zelten und man findet immer ein einsames Plätzchen.
Wie auf der Postkarte – die Trafoula Bucht
Ein Besuch der Trafoula Bucht ist ein Muss und für mich persönlich war es auch keine Frage, die ca. 4 km zu Fuß zu gehen. Auf einem kleinen Pfad direkt an der Küste entlang spaziert man durch eine trockene, aber dennoch wunderschöne Szenerie aus Bergen, Felsen und Meer, Schatten allerdings ist Mangelware. Gegen Ende entfernt man sich ein Stück vom Meer und läuft auf einer nicht mehr ganz so schönen Schotter- bzw. Teerstraße und der Weg fühlt sich durchaus etwas länger und beschwerlicher an als angenommen. Kurz vor der Schlucht gönne ich mir daher noch einen frischen Orangensaft bevor ich die letzte Etappe antrete. Der Einstiegspunkt zur Schlucht befindet sich oberhalb des Hafens, bis hierhin könnte man auch mit dem Auto fahren, es gibt aber nur wenige Parkflächen am Straßenrand. Auch der Abstieg ist die ersten 15 Minuten etwas mühsam, an einem Handlauf sehr uneben über Geröll und Gestein. Unten angekommen führt der Weg nochmal 15 Minuten vorbei an Oleanderbäumen und bizarren Felswänden und endet direkt am Strand, wo sich eine atemberaubende Kulisse auftut, eine Bucht mit kristallklarem Wasser, umrahmt von zerklüfteten Felsen. Keine Menschenseele, nur ich die Bucht und das Meer. Bääm – das war wirklich alle Mühe wert!
Tipp: Wer länger verweilen möchte, Picknick und Getränke mitnehmen, es gibt hier weder eine Taverne noch viel Schatten und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das dort jemals eng werden könnte.
Essen wie bei Mama
Hier kann man relaxen, wandern, schwimmen, Yoga machen und essen. Und das so gar sehr gut! Die Tavernen im Ort bieten rustikale griechische Küche und oft auch selbst gefangenen frischen Fisch. Und das Beste, man ist jederzeit herzlich eingeladen in die Kochtöpfe zu schauen, da läuft einem meist schon beim Anblick das Wasser im Munde zusammen. Jammas!
Unter all den guten Tavernen sind das meine Favoriten:
Cafe Blue: Ein wunderbarer Platz, um sich den Wind um die Nase wehen und die Seele baumeln zu lassen! Liebevoll eingerichtet und dekoriert, kann man hier Kaffee und Kuchen oder auch einen Cocktail genießen.
Taverne Manouraki: Direkt am Dorfplatz und mitten im Leben, kocht hier die Mama traditionelle Gerichte mit frischen Zutaten aus der Region. Einfach nur lecker!
Taverne Lavrys: Die Taverne ist nicht in Lentas sondern ca. 3 km entfernt auf dem Berg in Tsigounas. Der Weg dahin lohnt sich, schon allein wegen dem Ausblick und den weltbesten Zucchiniblüten.
Für wen ist Lentas das Richtige?
Generell ist Lentas das Richtige, um die Seele baumeln zu lassen. Keine Autos, nur das Meeresrauschen, der Wind und vielleicht ein paar musikalische Sirtaki-Klänge aus einem der 12 Restaurants. Es ist ein einfaches Leben dort, keine Hotels, keine Pools, keine Wellnessanlagen, dafür jede Menge herzliche Leute, ein paar freundliche Hunde und ganz viel Natur. Wer einfach mal Ruhe, Wasser und Natur genießen möchte, vielleicht mit einem genussvollen Essen, der wird sich in Lentas genauso pudelwohl fühlen wie ich. Shopping allerdings is’ nicht, es gibt genau einen Supermarkt bei Christina und eine Souvenir Shop am Dorfplatz. Entgegen anderer Informationen, gibt es natürlich keine Bank in Lentas und Umgebung, aber einen Geldautomaten gibt es schon. Wo wohl? In einer Taverne am Dorfplatz!