Du betrachtest gerade Naturerlebnis Bosnien: Eine Reiseroute für 10-14 Tage mit dem Wohnmobil

Naturerlebnis Bosnien: Eine Reiseroute für 10-14 Tage mit dem Wohnmobil

Bosnien und Herzegowina, ein oft übersehenes Juwel in Europa, das mit seiner atemberaubenden Natur, historischen Städten und herzlichen Menschen überzeugt. Naturliebhaber kommen hier voll auf ihre Kosten, Wald, Nationalparks, Wasserfälle und kristallklares Wasser soweit das Auge reicht. Wie campt es sich also in Bosnien? Welche Stellplätze gibt es? Wo findet man die schönsten Orte? Was sollte man unbedingt gesehen und erlebt haben?

Wie fast auf all unseren Reisen gilt auch in Bosnien für mich das Motto: weniger ist mehr!

Ich plane nicht alles und das Schöne am Camper Urlaub ist ja gerade die Freiheit, sich einfach mal treiben zu lassen. Überraschendes anzunehmen, Wege und Ziele immer wieder anzupassen, dennoch solltest du zumindest ungefähr wissen, wohin du willst, denn nur wer seine Ziele kennt, findet auch seinen Weg.

Für uns war klar, wir möchten wenig Stadt, aber viel Wasser, Wald und Berge. Wenn du auch eintauchen willst in das Naturerlebnis Bosnien, dann könnte deine Reiseroute mit dem Camper so oder so ähnlich aussehen:

Mögliche Reiseroute mit dem Wohnmobil für 10 – 14 Tage in Bosnien

  • Ankunft in Bosnien in der Stadt Bihac – die erste Nacht kannst du im Camp Klokot verbringen (1 Tag)
  • Weiter geht es nach Radice  frei an der Una (1 Tag)
  • Am nächsten Tag die Offroad Strecke zum großen Wasserfall Štrbački buk, Übernachtung in einem der nahegelegenen Camps (1 Tag)
  • Weiterfahrt zum Picknick und Basis Camp in der Nähe des Martin Brod Wasserfalls (1 Tag)
  • Danach fahren wir nach Jaice und übernachten in der Nähe auf dem Grund eines Restaurants (1 Tag)
  • Kupres und Busko Jezero (2 Nächte)
  • Blidinje Haiduk Vrata Wanderung (1 Nacht)
  • Blagaj (2 Nacht) Besichtigung Mostar
  • Ramsko Jezero (2 Nächte)

Bihac & Camp Klokot

Kurz nach der Grenze liegt das kleine Städtchen Bihac, das wir als erstes ansteuern, denn wir müssen Geld wechseln, brauchen ganz dringend eine Telefonkarte und wollen auch die Supermärkte des Landes unsicher machen. Wir lieben es im Ausland einzukaufen, andersartige Produkte auszuprobieren, Preise zu vergleichen und Neues zu entdecken. Im Einkaufscenter schlagen wir drei Fliegen mit einer Klappe.

  1. Eine Telefonkarte mit 20 GB für 10 Tage kostet 9 KM (Konvertible Mark), das sind 4,50 €, ich würde sagen ein Schnäppchen.
  2. In der Wechselstube bekommen wir für unsere Euros konvertible Mark, 1 € sind etwa 2 KM
  3. Im Supermarkt bekommen wir alles was das Herz begehrt und decken uns mit frischem Obst und Gemüse und Cevapcici ein.

Dann fahren wir ins Camp Klokot, das ganz bezaubernd direkt am Fluss liegt und bei dem wir herzlich empfangen werden. Das Camp ist für bosnische Verhältnisse recht teuer, man bezahlt 20 € um auf der Wiese zu stehen, wenn man fragt, ist ein kleine Bootsfahrt auf der glasklaren aber eiskalten Klokot (etwa 7-8 Grad) inklusive. Es war schön dort, aber wenn es nicht komplett auf der Route liegt, muss man nicht zwingend dort übernachten, finden zumindest wir.

Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Una Nationalpark, fahren durch wunderschöne Landschaften viel Wald und Berge, Bosnien ist wenig bevölkert und wenn man so durchs Land fährt, sieht man viel unberührte Natur soweit das Auge reicht. Wir verbringen einen schönen Nachmittag an den R-Wasserfällen, trinken bosnischen Kaffee, lauschen dem Rauschen des Wassers und bosnischer Musik, die ein Musiker auf der Gusle (einer Art Gitarre aus dem Balkan) zum Besten gibt.

Später suchen wir uns einen Übernachtungsplatz an der türkisfarbenen Una und stehen heute Nacht frei, da wir noch nicht ganz im Nationalpark angekommen sind, auch kein Problem. Von unserem Stellplatz für die Nacht gehen wir auf Erkundungstour, immer an der türkisfarbenen Una entlang bis wir an eine verlassene Eisenbahnbrücke und Tunnel kommen, wenn man sich darauf einlässt, ist Bosnien ein absoluter Erlebnispark und Abenteuerspielplatz, in dem man die Natur spüren und Relikte aus früheren Zeiten bestaunen kann. Zurück am Platz genießen wir die Ruhe und Einsamkeit, bis drei Angler vorbei kommen und wir uns besorgt fragen, ob sie uns wohl verscheuchen wollen. Weit gefehlt, mit bosnischer Freundlichkeit und ein paar Brocken Deutsch werden wir begrüßt, sie freuen sich, dass wir Bosnien bereisen und sind stolz auf ihr Land, wünschen uns einen schönen Abend und sagen, dass sie gegen 23-24 Uhr wieder zurückkommen. Während wir es uns mit unserer klappbaren Feuerschale, die wir zu unserem gemeinsamen 100. Geburtstag bekommen haben gemütlich gemacht haben kommen sie zurück und wechseln nochmals ein paar freundliche Worte mit uns, loben uns für das Feuer, denn sie haben wohl eine Bärin mit zwei Jungen gesehen und das Feuer schützt uns vor einem Bärenbesuch. Tja, Bosnien ist ein wildes Land…

Una Nationalpark und seine Wasserfälle

Nach den wunderbaren Eindrücken und Begegnungen von gestern fahren wir heute wirklich in den Una Nationalpark. Da Michi Off-Road liebt und wir ja genau aus diesem Grund unsere Berta mit Allrad haben, nehmen wir den Eingang 1, des Una Nationalparks, denn hier fährt man 14 km über Stock und Stein, in dichtem Wald bergauf und bergab bis zum großen Wasserfall, namens Štrbački buk. Am Eingang prüft ein Ranger, ob dein Auto den Weg wohl packt, du zahlst 8 km pro Person Eintritt und drin bist du. Am Wasserfall angekommen sind da natürlich auch noch andere Besucher, die den wesentlich kürzeren und leichteren Weg von Eingang 2 genommen haben. Wir parken und laufen die Holzstege über dem Wasser und dem wirklich imposanten Wasserfall vorbei. Wir sind in FlipFlops unterwegs, im  Sommer unser beider liebster Schuh. Was wir allerdings später ein bisschen bereuen. Denn unten am Wasserfall angekommen, steht ein eher unscheinbares Schild, das eine Wanderung am Fluss entlang anzeigt, dem wir kurzentschlossen folgen. Wohl gemerkt als einzige, denn alle anderen machen am untersten Holzpodest kehrt und denken, alles Schöne gesehen zu haben…

Der Weg ist wurzelig, steinig, uneben und wunderschön. Auch wenn wir in Flip Flops gegangen sind, ist festes Schuhwerk definitiv empfehlenswert. Was zu trinken wäre sicher auch empfehlenswert, obwohl das Wasser der Una so sauber und klar ist, dass man sich auch damit behelfen kann. Als Resumée lässt sich sagen, der große Wasserfall ist ganz wunderbar anzusehen aber unser Highlight war die einsame Wanderung an der Una entlang. Nach diesem perfekten Tag fahren wir auf einen Mini-Stellplatz in direkter Nähe zum Ausgang vom Wasserfall und übernachten ganz alleine, direkt am Fluss, zum Preis von 15 €.

Der 2. Wasserfall: Martin Brod

Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Martin Brod, noch ein beeindruckender Wasserfall, der von üppigem Grün umgeben ist und ein perfektes Fotomotiv bietet. Im Picknick- und Basic Camp suchen wir uns einen Stellplatz, wie eigentlich immer, direkt am türkisblauen Wasser der Una. Hier zu übernachten ist eine absolute Empfehlung. Es ist ein großer, schöner Platz mit einem sauberen Sanitärhaus. Abends geht jemand rum und kassiert 20 KM pro Fahrzeug, was es allemal wert ist und mit dem Ticket kommt man auch noch kostenlos zum Wasserfall. Einzig, was wir in Martin Brod nicht mehr machen würden, ist die 4-stündige Wanderung an der Eisenbahnlinie entlang. Anfangs ist der Weg reizvoll und schön, die Rückrunde ist allerdings nicht nur beschwerlich, sondern auch sehr schwer zu finden und völlig zugewuchert mit Gebüsch und Dornen. Stattdessen würden wir beim nächsten Mal lieber eine Tunnelerkundung der stillgelegten Eisenbahn machen.

Jaice: eine Stadt voller Geschichte

Nach einer verregneten Nacht führt uns unsere Reise weiter nach Jajce, das bekannt für seine mittelalterliche Festung und den malerischen Pliva-Wasserfall ist, der sich direkt im Stadtzentrum befindet. Trotz den vielen wunderschönen Wasserfällen die Bosnien zu bieten hat, hat jeder seinen ganz eigenen Charme, dieser hier liegt, in der drum herum liegenden Altstadt in der wir bummeln, ein Eis essen und uns am Rauschen des Wassers erfreuen. Die kommende Nacht wollen wir in der Nähe von Jaice verbringen und beschließen uns eine nettes Restaurant zu suchen, auf dessen Parkplatz wir übernachten können, denn auch das ist in Bosnien ganz einfach möglich, wenn man freundlich fragt. Wir werden auch fündig und übernachten an einem malerischen Platz, wie könnte es anders sein, direkt an einem Fluss.

Käse machen in Kupres

Da das Wetter nicht so ganz mitspielt, entscheiden wir uns weiterzufahren und einen Stopp in Kupres einzulegen. Kupres ist eigentlich ein Wintersportort mit Skipisten und Liften und ehrlicherweise auch nicht besonders schön im Sommer. Was es aber in Kupres gibt, ist die Käserei Kupres Milch, da wollten wir eigentlich nur ein bisschen Käse kaufen und endeten nach 4 Stunden Aufenthalt damit, bei der Käseherstellung mitzuhelfen. Das war ein tolles Erlebnis und ist eine klare Empfehlung. Smail, der Inhaber spricht richtig gut Deutsch und ist mit Leidenschaft und Herzblut bei der Sache und das schmeckt man.

Buško Jezero: Ein idyllischer See

Irgendwann am späten Nachmittag ist es dann doch mal an der Zeit aufzubrechen und unser eigentliches Ziel, den Busko Jezero anzusteuern. Mittlerweile hat das Wetter auch wieder aufgerissen also perfektes Timing, um an den See zu fahren wo man frei, direkt am See stehen kann. Wir genießen den Abend springen nochmal kurz in den See, der glücklicherweise normale Badetemperaturen hat und nicht so eiskalt ist wie die Quellflüsse.

Blidinje Haiduk Vrata

Die Wanderung haben wir aus Witterungsgründen nicht gemacht, soll aber ein absolutes Highlight sein und beim nächsten Mal machen wir sie bestimmt.

Blagaj und Mostar: Die Stadt der Brücken

Unser nächstes Ziel ist Bagaj, ganz in der Nähe von Mostar. Hier kann man an einem der Campingplätze übernachten bevor man am nächsten Tag Mostar unsicher macht. Es gibt einige Autocamps die zu empfehlen sind, wir haben uns für das River Camp Bara (30 KM also 15 € pro Nacht) entschieden und haben uns da sehr wohl gefühlt. Die meisten anderen Camps waren uns entweder zu groß oder zu weit weg vom Wasser. Direkt vom Camp kann man einen 20-minütgen Spaziergang zum Derwisch Kloster, der Sehenswürdigkeit von Blagaj, machen.

Am nächsten Morgen stehen wir zeitiger auf als sonst, um vor den Touristenmassen in Mostar zu sein. Als wir dort gegen 8:30 Uhr ankommen parken wir direkt am Altstadt-Parkplatz und bis etwa 10 Uhr ist es recht entspannt möglich durch die verwinkelten Gassen und über die steinernen Brücken der Altstadt zu bummeln. Spätestens dann allerdings wird die Altstadt von Besuchern geflutet und man tut gut daran, sich dann ein schattiges Plätzchen zu suchen einen bosnischen Kaffee zu trinken und die Szenerie und Atmosphäre etwas abseits zu genießen.

Ramsko Jezero: Ein verstecktes Paradies

Unsere Reise endet am Ramsko Jezero, einem idyllischen See, der von majestätischen Bergen umgeben ist. Unser Plan war eigentlich, uns dort einen schönen Platz zum Freistehen zu suchen, was sicherlich auch gut möglich ist. Da es die Sonne aber sehr gut mit uns meinte und kein geeigneter Stellplatz mit ein paar Schattenspenden Bäumen zu finden war, haben wir im AutoKamp Bošnjak übernachtet und ja, das war eine gute Wahl! Für 30 KM oder 15 € standen wir, wie immer direkt am Wasser, konnten saubere und neugebaute Sanitäranlagen nutzen und abends sogar auf der Leinwand Fußball schauen. Leider genau das Spiel in dem Deutschland gegen Spanien verloren hat und aus der EM geflogen ist, aber hey da kann der Stellplatz ja nix für. Auch dieser See hat angenehme Badetemperaturen und ich fand es ganz wunderbar zu einer der Inseln im See zu schwimmen und den Sommer zu spüren.

Interessantes * Erstaunliches * Überraschendes * Gut zu wissen

  • Als wir direkt nach der Grenze an der Tankstelle hielten, konnten wir es erst gar nicht zuordnen, aber dann rochen wir es ganz deutlich. In der Tankstelle wurde geraucht, in geschlossenen Räumen und in einer Tankstelle. Für uns unvorstellbar aber in Bosnien ist es Gang und Gebe.
  • An Wasserfällen und Touristenattraktionen sieht man viele Frauen mit Niqab. Ich wusste, dass Bosnien muslimisch geprägt ist, war aber sehr erstaunt, dass so viele, vermeintlich bosnische Frauen eine schwarze Niqab tragen. Als ich Smail, den Inhaber der Käserei danach fragte, klärte er mich darüber auf, dass dies alles arabische Touristinnen sind, denn keine muslimische bosnische Frau würde sich verhüllen. Wieder was gelernt!
  • Auch wenn die offizielle Währung in Bosnien die konvertible Mark ist, kann man eigentlich überall und immer mit Euro bezahlen, man muss als nicht zwingend Geld wechseln.
  • Natürlich gibt es in den Städten moderne und Lokale die auch veganes oder vegetarisches anbieten, in einem typischen bosnischen Restaurant gibt es aber viel Fleisch und sehr deftiges Essen. Typisch sind z.B. Cevapi und die kommen nicht wie ich es erwartet hätte mit Ajvar und einer Beilage oder Salat, sie werden in einem recht fettigen Brotfladen serviert.
  • Wir haben noch nie so viel Blitzer gesehen wie in Bosnien, haltet euch auf jeden Fall an die Geschwindigkeitsbegrenzungen, denn sonst wirst du fotografiert.
  • Und zum Schluss noch ein ultimativer Tipp: es gibt einen hervorragenden Reiseführer den ich jedem, der nach Bosnien und Herzegowina reisen möchte ans Herz lege, denn hier findet man Empfehlungen, die mit viel Liebe zum Detail aufbereitet sind: Faszination Bosnien und Herzegowina zwischen Natur, Geschichte und Abenteuer.

Fazit:

Bosnien ist noch ein Camper Paradies mit herzlichen Einheimischen, wunderschöner Natur und viel Geschichte und kultureller Vielfalt. Auch wenn du bisher eher der Typ Campingplatz warst, Bosnien macht es einem wirklich leicht, meist fast alleine auf kleinen Plätzen in der Natur zu stehen und so das Gefühl von Freiheit und Abenteuer ins Leben zu lassen.

Schreibe einen Kommentar